Einschlafstillen: Das Einschlafen an Mamas Brust

Einschlafstillen: Das Einschlafen an Mamas Brust

„Fang bloß nicht damit an, dein Baby in den Schlaf zu stillen!“ So oder so ähnlich lautet ein gut gemeinter Rat, den viele Mamas bei der Geburt ihres Babys erhalten. Dahinter steckt die  Annahme, Einschlafstillen sei eine schlechte Angewohnheit. Gleichzeitig genießen viele Mamas diese innigen Momente, in denen ihr Baby ruhig an der Brust einschläft. Vielleicht kommt dir das bekannt vor und du fragst dich, was richtig ist. Ist Einschlafstillen gut oder schlecht?

Inhaltsverzeichnis: 
  1. Was ist Einschlafstillen?
  2. Warum funktioniert Einschlafstillen so gut?
  3. Hat Einschlafstillen Nachteile?
  4. Wann wird das Einschlafstillen beendet? 
  5. Schlafen Kinder durch, sobald sie nicht mehr in den Schlaf gestillt werden?

 

1. Was ist Einschlafstillen?

Bei Neugeborenen passiert es sehr schnell, dass sie beim Stillen einnicken. Schließlich ist das Trinken an der Brust in den ersten Wochen noch sehr anstrengend. Zudem kann sich das kleine Baby durch das Saugen beruhigen. Häufig entwickelt sich daraus ein Ritual, das auch beibehalten wird, wenn das Baby schon älter ist. Das Stillen hilft Babys also in den Schlaf und genau das ist Einschlafstillen: eine Einschlafhilfe.

2. Warum funktioniert Einschlafstillen so gut?

Viele Mamas erleben, wie schnell ihre Babys sich beim Stillen entspannen und einschlafen. Aus evolutionsbiologischer Sicht ist der Körperkontakt zu seinen Eltern für ein Baby schlicht überlebenswichtig. Schließlich lebten unsere Vorfahren nicht in sicheren Häusern, sondern waren vielen Bedrohungen durch Tiere oder Umwelteinflüsse ausgesetzt. Ein Baby hätte in dieser Umgebung allein nicht lange überlebt. Stillen bedeutete also vor allem Sicherheit: Das Baby fühlte sich durch den direkten Körperkontakt mit seiner Mutter geschützt und gewärmt und wurde dazu noch gesättigt und beruhigt. Diese Urinstinkte sind auch bei unseren heutigen Babys noch aktiv. Es ist also verständlich, dass Babys beim Stillen entspannen. Schließlich erhalten sie alles, was sie brauchen, um sich gut in den Schlaf verabschieden zu können: Nähe, Wärme, Nahrung, Sicherheit und Geborgenheit.

Ein weiterer Grund, weshalb das Einschlafstillen so gut funktioniert, ist die Zusammensetzung der Muttermilch. Sie enthält u.a. Trytophan, das im Körper des Kindes zu Melatonin umgewandelt wird. Melatonin ist ein Hormon, das schlaffördernd wirkt.

Viele Mamas empfinden Einschlafstillen als bequem und unkompliziert. Wenn du dich also damit wohlfühlst, genieße ruhig diese innige Zeit mit deinem Baby.  

3. Hat Einschlafstillen Nachteile?

Um eines ganz klar vorwegzustellen: Stillen, auch Einschlafstillen schadet keinem Kind. Aus dem vorherigen Absatz kennst du die evolutionsbiologische Sicht auf das Einschlafstillen. Aber wie bewertet die Psychologie dieses Thema? Aus Sicht des behavioristischen Modells gilt es als erlerntes Verhalten, wenn ein Kind nicht ohne die Hilfe seiner Eltern einschlafen kann. Das Kind verknüpft das Stillen mit dem Einschlafen. Es entsteht eine sogenannte Schlafassoziation. Dies gilt nicht nur für das Einschlafstillen, sondern auch für andere Einschlafhilfen, wie z.B. Tragen oder Wippen auf dem Pezziball.

Tatsächlich gewöhnt sich ein Kind an das Einschlafen an der Brust. Je länger diese Gewohnheit aufrechterhalten wird, desto mehr verfestigt sie sich. Dies gilt für alle Einschlafhilfen gleichermaßen. Das bedeutet aber nicht, dass diese Gewohnheit nicht auch wieder verschwindet und durch eine andere abgelöst werden kann. Dieser Prozess von Gewöhnung, Entwöhnung und Loslösung ist eine normale Entwicklung im Baby- und Kleinkindalter, der dir auch noch in vielen anderen Bereichen begegnen wird.

Viele einschlafgestillte Kinder werden auch nachts zum Weiterschlafen wieder in den Schlaf gestillt. Für die kindliche Entwicklung stellt dies keinen Nachteil dar. Vielmehr sorgt regelmäßiges Stillen für eine gute Gewichtszunahme. Eine andere Frage ist, ob das nächtliche Stillen von der Mama als Belastung empfunden wird. Häufig gleicht sich der Schlafrhythmus der stillenden Mama ihrem Kind an, so dass sie bereits kurz vor dem Baby aufwacht und nicht aus dem Tiefschlaf gerissen wird. Schlafen Mama und Baby nah beieinander, wachen viele Mamas nachts gar nicht auf, wenn ihr Kind stillen möchte. Es gibt aber auch Mamas, bei denen das nächtliche Stillen nicht so entspannt verläuft und dann als Belastung empfunden wird. Es geht hier also auch um ein individuelles Empfinden, das von Mama zu Mama unterschiedlich sein kann.

Häufig steht die Befürchtung im Raum, dass durch das Einschlafstillen nur die Mama das Baby ins Bett bringen kann. Natürlich ist es für ein einschlafgestilltes Kind am leichtesten, wenn es wie gewohnt an Mamas Brust einschläft. Soll es auf eine andere Art einschlafen, wird es ihm schwerer fallen. Es ist jedoch möglich, dass es auch bei einer anderen Bindungsperson auf einem anderen Weg in den Schlaf findet. Eine Möglichkeit kann zum Beispiel sein, das Baby eng am Körper in den Schlaf zu tragen.  

4. Wann wird das Einschlafstillen beendet?

Irgendwann kommt in jeder Stillbeziehung der Zeitpunkt, an dem sie zu Ende geht. In manchen Fällen trifft das Kind die Entscheidung, nicht mehr stillen zu wollen, in anderen Fällen beendet die Mama die Stillbeziehung. Wichtig ist, dass du als Mama jederzeit das Einschlafstillen beenden darfst, wenn es sich für dich nicht mehr gut anfühlt oder sogar zur Belastung wird. Keine Mama muss das Einschlafstillen beibehalten und Belastung oder sogar körperliche Schmerzen aushalten aus Angst davor, dass ihr Kind sonst Schaden nimmt. Dem eigenen Kind kann es nur gut gehen, wenn es auch der Mama gut geht.

Das Einschlafstillen zu beenden, muss übrigens nicht automatisch bedeuten, dass die gesamte Stillbeziehung unmittelbar zu Ende geht. Jedoch kommt es dabei entscheidend auf das Alter des Kindes an. Der natürliche Abstillprozess beginnt meist, wenn das Kind größere Mengen Beikost isst. Das Einschlafstillen wird häufig als letztes von den Kindern aufgegeben. Erst wenn die Milchmahlzeiten bereits durch Brei oder feste Nahrung ersetzt sind, bedeutet die Beendigung des Einschlafstillens allmählich das Ende der Stillbeziehung.

Wenn du dich mit dem Gedanken trägst, das Einschlafstillen zu beenden, sei dir darüber bewusst, dass eine Veränderung, die nicht vom Kind ausgeht, in den meisten Fällen nicht ohne Protest und Tränen ablaufen wird. Das ist verständlich, da dein Kind nicht versteht, warum es eine liebgewonnene Einschlafhilfe aufgeben soll. In diesem Fall ist es wichtig, den Unmut deines Kindes ernst zu nehmen und seine Gefühle zu begleiten. Bevor du beginnst, das Einschlafstillen zu beenden, solltest du dir außerdem wirklich sicher sein in deiner Entscheidung. So kannst du deinem Kind mit einer klaren inneren Haltung helfen, einen neuen Weg in den Schlaf zu finden. Überlege dir also, wie dieser Weg aussehen kann, bevor du beginnst. Vielen Kindern helfen Nähe und Kuscheln. Überlege aber auch, was deinem Kind darüber hinaus noch hilft, sich zu beruhigen.

Die Eingewöhnung in der Kita oder bei einer Tagesmutter sollte kein Grund sein, das Einschlafstillen zu beenden. Die meisten Kinder können die Einschlafsituationen gut unterscheiden und finden in der Kita oder bei der Tagesmutter einen anderen Weg in den Schlaf, wenn sie reif genug sind und von den Erzieherinnen liebevoll begleitet werden.

5. Schlafen Kinder durch, sobald sie nicht mehr in den Schlaf gestillt werden?

Ein weitverbreiteter Mythos ist, dass Kinder durchschlafen, sobald sie nicht mehr gestillt werden. Dieser Mythos hält sich hartnäckig, ist aber falsch. Wir alle wachen beim Wechsel von einem in den nächsten Schlafzyklus auf. Wir Erwachsenen haben gelernt, einfach weiterzuschlafen. Kinder brauchen hierbei häufig noch die Unterstützung ihrer Eltern. Sobald das Stillen als (Wieder-) Einschlafhilfe wegfällt, braucht dein Kind andere Strategien, um wieder in den Schlaf zu finden. Wie sehr ein Kind seine Eltern dafür braucht, hängt von seiner individuellen Entwicklung ab und wie gut seine eigenregulativen Fähigkeiten entwickelt sind. D.h. wie gut ein Kind in der Lage ist, sich selbst zu beruhigen.

 

Gastbeitrag von Jana und Linda von Schlaf gut Mini:
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