Soll ich mein Baby zum Stillen wecken?

Soll ich mein Baby zum Stillen wecken?

In der Regel wacht jedes (gestillte) Baby von ganz alleine mehrmals die Nacht auf, um zu trinken. Manchmal ist es aber so, dass dir gesagt wird, dass du dein Kind aktiv wecken musst oder du wirst langsam unruhig, weil dein Baby so lange nicht getrunken hat. Das nächtliche Stillen ist generell sehr wichtig für ein Neugeborenes, aber auch für einen Säugling. Es hält die Milchbildung aufrecht, versorgt dein Kind mit allen nötigen Nährstoffen und hilft der Mama dabei, die Brust schön weich zu halten.

Ob du dein Baby nachts aber wirklich aktiv wecken musst und warum das bei manchen Babys notwendig ist, kannst du in diesem Artikel nachlesen.

Inhaltsverzeichnis:

  1. Muss ich mein Baby zum Stillen (nachts) wecken?
  2. Wie wecke ich mein Baby am besten?
  3. Woran erkenne ich ein schläfriges Baby und worauf kann es hindeuten?
  4. Ab wann muss ich mein Baby nachts nicht mehr wecken?
  5. Fazit

 

1. Muss ich mein Baby zum Stillen (nachts) wecken?

Generell wird nicht empfohlen, Babys nachts zum Stillen zu wecken, denn der kleine Körper weiß von Geburt an, wie er sich melden muss, wenn er das Bedürfnis hat zu stillen. Generell ist es so, dass ein Neugeborenes nach der Geburt ausgiebig trinkt und dann bis zu 12 Stunden sehr schläfrig ist, weil es sich von der Geburt erholt. Es gibt aber natürlich Fälle, in denen ein Wecken wichtig ist.

Hier muss zwischen Neugeborenen (bis zum vollendeten 28. Lebenstag) und Säuglingen (ab Beginn des 29. Lebenstages bis zum vollendeten 12. Lebensmonat) unterschieden werden. Ein gesunder und reifgeborener Säugling braucht zum Stillen nie geweckt zu werden. Wenn dein Säugling mit 3 Wochen mal 6 Stunden schläft ohne sich zu melden, dann genieß die Freizeit! In den meisten Fällen ist in der Säuglingszeit die Stillbeziehung bereits etabliert und die Eltern können darauf vertrauen, dass ihr Baby sich meldet, wenn es Nähe oder Nahrung benötigt.

Ein Neugeborenes ist dazu in seltenen Fällen nicht in der Lage: eine lange, anstrengende Geburt kann Kraft gekostet haben; das Neugeborene hat mehr als 10-12 % seines Körpergewichtes abgenommen und trinkt ineffektiv oder ist krank.

Nach einer physiologischen Geburt ohne starke Schmerzmittel oder PDA ist es oftmals so, dass sich das Neugeborene und die Mutter von den Strapazen der Geburt erholen und in der ersten Zeit nach der Geburt viel Schlaf nachholen. Wenn dieses Neugeborene ohne Fremdsauger (Schnuller, Flasche, etc.) und nach Bedarf gestillt wird, braucht es im Normalfall nicht geweckt zu werden. Ab da sollte das Neugeborene sich ca. 8-12 Stillmahlzeiten pro Tag einfordern. Am besten legst du schon bei den ersten Hungerzeichen (schmatzen, Kopf bewegen,…) an und nicht erst, wenn dein Baby schreit. Wenn du dich beim Stillen unwohl fühlst oder (starke) Schmerzen verspürst, dann melde dich bei zuständigem Fachpersonal oder optimalerweise bei einer Stillberaterin.

Ein starkes Schmerzmittel, eine sehr lange Geburt, eine PDA oder ein Kaiserschnitt können dazu führen, dass das Neugeborene ein wenig benommener ist. Hier sollte die Gesamtsituation betrachtet werden: Trinkt das Neugeborene effektiv (sichtbares Schlucken, Bereich an Ohr/Kiefer und die Schläfenregion bewegen sich, …), dann ist davon auszugehen, dass es genügend Milch bekommt. Ein Wecken oder Zufüttern ist im seltensten Falle nötig. Es kann aber durchaus sinnvoll sein, das Neugeborene zu wecken (bspw. alle zwei bis vier Stunden), damit die Brust genug Milch bildet. Die Milchbildung ist immer abhängig von der Nachfrage: Je mehr an der Brust gesaugt/genuckelt wird, desto mehr Milch wird gebildet. Allerdings reicht es meist schon aus, früh genug anzulegen.

Frühgeborene Babys haben oftmals spezielle Bedürfnisse und eine andere Ausgangssituation. Hier ist eine enge Zusammenarbeit mit dem medizinischen Personal der Kinderklinik (und einer zertifizierten Stillberaterin) erforderlich. Viel Hautkontakt und Anlegen hilft deinem Kind, sich an die neue Umgebung anzupassen. Ob ein nächtliches Wecken erforderlich ist, klärst du am besten mit dem zuständigen Pflegepersonal.

Achtung bei dem Einsatz von Beruhigungssaugern (siehe auch Abschnitt 3): ein Beruhigungssauger (auch Schnuller) kann ein Neugeborenes ermüden und dadurch das natürliche Saugbedürfnis an der Brust minimieren. Achte nach der Geburt auf viel nackten Haut-zu-Haut-Kontakt und biete deinem Baby bei leichten Hungerzeichen schon die Brust an.

2. Wie wecke ich mein Baby am besten?

Egal, ob du dein Baby nachts oder tagsüber zum Stillen wecken möchtest: beginne sanft. Hebe es nicht einfach hoch, sondern sprich es mit einer langsam lauter werdenden Stimme an. Du kannst ihm erklären, was du machst und es liebevoll streicheln. Manchmal kann es anregend wirken, wenn du die Söckchen ausziehst und die kleinen Füße massierst. Eventuell räkelt sich dein Neugeborenes nun schon. Du kannst es zu dir nehmen (oder vielleicht liegt es ja auch schon neben dir?) und deine Brust anbieten. Manchmal kann es helfen, mit der Brustwarze die Mundregion zu streicheln und die Lippen zu berühren. Das löst den Suchreflex aus. Wenn der Mund nun weit genug offen ist, kannst du dein Baby anlegen.

Sollte dein Baby nun aber immer noch nicht aufgewacht sein, kannst du es vorsichtig hochnehmen und weiter mit ihm sprechen oder ihm vorsingen. Auch ein Wechseln der Windeln kann zum gewünschten Aufwachen führen.

Sollte es während des Stillens immer wieder einschlafen, kannst du es mit einer erneuten Fußmassage versuchen, ihm ganz sanft und leicht den Kiefer und die Ohren massieren oder akzeptieren, dass es noch mehr Schlaf braucht, bevor es erneut stillen möchte.

3. Woran erkenne ich ein schläfriges Baby und worauf kann es hindeuten?

Hast du das Gefühl, dein Baby ist zu oft schläfrig und du weckst es regelmäßig auf? Vielleicht ist dein Kind auch kein Neugeborenes mehr, sondern ein Säugling und schläft trotzdem während Stillmahlzeiten ein? Zeigt dein Kind noch weitere Symptome wie Schlappheit oder geringe Gewichtszunahme?

Ein schläfriges Baby kann das erste Warnsignal einer Erkrankung wie der Neugeborenen-Gelbsucht oder einer Saugverwirrung sein. Besprich deine Sorgen bitte mit medizinischem Personal.

Die Gelbsucht fällt oftmals schon im Krankenhaus auf oder deiner Nachsorge-Hebamme, aber auch Eltern merken schnell, wenn etwas nicht stimmt: schläfriges und schlappes Baby, wenige Ausscheidungen, Gelbfärbung von Haut und ebenfalls das Weiße im Auge des Kindes färbt sich (stark) gelblich? Das ist ein Fall für die Hebamme und/oder den Kinderarzt/die Kinderärztin.

Eine Saugverwirrung ist oft weniger erkennbar und tritt durch die Nutzung von künstlichen Saugern wie Schnuller und Flasche auf. Eine Folge davon kann eine Gewichtsabnahme sein, denn das Kind saugt sich an dem Schnuller müde und regt so weniger die Milchbildung an, es muss also häufiger geweckt werden. Hier kannst du dich an eine Stillberaterin oder Pflegepersonal/Hebamme mit Zusatzausbildung wenden oder präventiv auf Beruhigungssauger verzichten und bei Bedarf stillfreundlich zufüttern (Pipette, offener Becher – je nach Alter des Babys).

4. Ab wann muss ich mein Baby nachts nicht mehr wecken?

Manchmal kommt es vor, dass man als Elternteil den Zeitpunkt verpasst, an dem das Kind etwas eigentlich schon ganz alleine kann. Beim Wecken in der Nacht empfehle ich hier den Allgemeinzustand des Kindes in Kombination mit dem Grund, weshalb überhaupt geweckt wurde, zu betrachten.

Hast du beispielsweise die ersten Nächte dein Kind zum Stillen geweckt, weil ihr eine Geburt mit PDA hattet und du dich so wohler fühltest? Dann schau dir die Gewichtsentwicklung deines Kindes an! Nimmt es gut zu, trinkt mehr und aktiver und deine Brust hat sich schon mit Milch gefüllt? Dann ist jetzt vielleicht ein guter Zeitpunkt, auszuprobieren, ob du das (nächtliche) Wecken ausschleichen kannst.

Hatte dein Kind die Neugeborenen-Gelbsucht und du hast es nachts geweckt, damit es genügend zunimmt und das Bilirubin ausscheidet? Dann entscheide am besten gemeinsam mit dem medizinischen Personal, ob du aufhören kannst, dein Kind zum Stillen zu wecken.

Generell ist jeder Fall ein kleines bisschen unterschiedlich und nicht pauschal zu bewerten. Am besten hörst du auf dein Bauchgefühl und betrachtest dein Kind im Ganzen: Ist es aktiv? Nimmt es zu? Wird eure Stillbeziehung besser?

5. Fazit

Nach der Geburt ist das Baby genau so erschöpft wie die Mama. Eine Geburt ist Arbeit für beide, denn das Neugeborene muss die ganzen neuen Eindrücke erst einmal verarbeiten.

Eine Mama kann ihrem Kind hier am besten helfen, indem sie viel nackten Körperkontakt herstellt und viel anlegt. So wird ausreichend Milch angeregt und das Baby kann in Geborgenheit ankommen.

Die Natur regelt durch das Weinen des Neugeborenen und das schnelle Beruhigen an der Brust also die Ernährung des Kindes, das Ankommen auf dieser Welt und die ausreichende Gewichtszunahme. Indem du auf dein Kind hörst und der Natur vertraust, ist es nur in wirklich seltenen Fällen notwendig dein Kind zu wecken.

 

Gastbeitrag von Sabrina von In Liebe Stillen:
Instagram: sabrina.grabow

Website: www.inliebestillen.de